Emotionen einfrieren.
Ich war sehr begeistert von der Maske bei Sandkorn und wollte diese Idee unbedingt nochmal in einem Fotoshooting vor neutralem Hintergrund umsetzen. Zum einen war das eine schöne Gelegenheit meine Freunde vom Set wiederzusehen, zum anderen wollte ich dabei meine Regiearbeit noch ein wenig vorantreiben und mich ausprobieren in Verbindung mit der Fotografie. Die Emotionen sollten hierbei im Vordergrund stehen. Was muss ich also meinen Models sagen, dass sie die Emotion sichtbar zeigen und spüren, wie ich sie gern einfangen möchte? Das war für beide Seiten eine willkommene Übung zu sehen, wie die Präsenz schließlich von der Kamera eingefangen wird und ob für den Betrachter erkennbar ist, um welche emotionalen Zusammenspiele es sich handelt.
Wir fingen mit einer reduzierteren Maske als bei Sandkorn an und versuchten lediglich mit Schattierungen zu arbeiten, um die entsprechenden Gesichtspartien zu betonen, die in Anspruch genommen werden sollten. Später kamen noch einige für den jeweiligen Clown spezifische Muster hinzu, jedoch dezenter als im Film. Von der Ausleuchtung reduzierte ich mich auf wenig Licht, um anhand von Schatten die Gesichter noch interessanter zu gestalten.
Als Licht und Kameraeinstellung standen, ging es an die Inszenierung. Wir erarbeiteten gemeinsam die verschiedensten Emotionen, die auf den Bildern interessant aussehen konnten und nahmen hier und da Nuancen weg oder dazu. Oft muss man für die Wirkung vor der Kamera vieles simplifizieren, da zu vieles das „drüber“ gespielt ist, schnell künstlich und nicht glaubhaft wirkt. Auch brach ich bewusst einige der alten Fotoregeln, um nicht in ein zu rigides Muster zu verfallen, sondern einen eigenen Bildstil zu entwickeln. Hierbei ging es nämlich nicht um Landschaftsfotografie, sonder darum, Gesichter in den Vordergrund zu rücken und sehr nah an den Darstellern zu sein. Beispielsweise stellte ich die Schärfe auf einem der Gruppenfotos bei „Zorn“ nicht auf das zur Kameraseite gewandten Auge, sondern das hintere. In diesem Moment hat es einfach instinktiv wahnsinnig gut gepasst, da die maßgebliche Zeichnung durch das rechte Auge geht und somit noch mehr Dynamik entsteht. Es ist nichts wichtiger, als sich selbst auszuprobieren und einfach mal zu machen. Nur so entsteht aus den vielen Erfahrungswerten ein eigener Stil und das Selbstbewusstsein für die eigene Arbeit.